Wie die FFP2-Maske zum Alltagsobjekt werden kann
Prof. Dr. Henning Schneider und Prof. Dr. Keywan Sohrabi vom Fachbereich Gesundheit der THM geben Hinweise zum korrekten Gebrauch
Die „Community-Maske“, das selbstgenähte Modell oder die Fashion-Maske vom Trend-Modelabel werden nicht mehr empfohlen. Was sich in der Frühphase der Corona-Pandemie als einfacher Ersatz für OP- oder FFP2-Masken etabliert hat, soll fortan zumindest im Nahverkehr nicht mehr erlaubt sein. Der Grund ist simpel: Die Wirksamkeit von Stoffmasken schwankt von Modell zu Modell und erstreckt sich – wie auch bei den weitverbreiteten OP-Masken – auf den Schutz des Gegenübers, weniger des Trägers. Der Selbstschutz aber wird auch unter dem Einfluss neuer Sars-CoV-2-Mutationen wie etwa B117 aus Großbritannien immer wichtiger.
Diesen Selbstschutz leisten FFP2-Masken. Sie sind in Bayern in Läden, dem öffentlichen Nahverkehr sowie medizinischen Einrichtungen bereits Pflicht. Auch für das ganze Land wurde diese Pflicht diskutiert – von der Bund-Länder-Runde am 19. Januar jedoch auf eine „Pflicht zum Tragen medizinischer Masken“ beschränkt. Also Masken des Schutztyps KN95 oder FFP2, aber weiterhin auch OP-Masken.
Sie alle sind als Einweg-Artikel konzipiert, KN95- oder FFP2-Masken zudem nicht ganz billig. „Richtig angewandt, kann eine FFP2-Maske im Privatgebrauch aber durchaus mehrfach verwendet werden“, sagt Prof. Dr.med. Henning Schneider, Dekan des Fachbereichs Gesundheit der Technischen Hochschule Mittelhessen. Gemeinsam mit seinem Kollegen, dem Humanbiologen Prof. Dr. Keywan Sohrabi, beantwortet der Mediziner die wichtigsten Fragen.
Was zeichnet eine FFP2-Maske aus, was unterscheidet sie zum Beispiel von einer OP-Maske?
Der Begriff FFP kommt aus dem Englischen – Filtering Face Piece – und bedeutet übersetzt sinngemäß Atemschutzmaske. Diese Masken sind mit besonderen mehrlagigen Vliesen ausgestattet, die je nach Klasse, auch kleinste Partikel, etwa Viren, zurückhalten. Masken nach der Klassifikation FFP sind anhand gesetzlicher Vorgaben und technischer Normen geprüft und damit ist deren Filterfunktion nachgewiesen. Wichtig ist, dass diese Masken eng anliegen und möglichst geringe Leckagen aufweisen. OP-Masken sind zwar auch industriell hergestellt und geprüft, haben aber nicht die Filtereigenschaften, um den Träger vor kleinsten Partikeln zu schützen und liegen nicht eng genug an.
FFP2- oder FFP3-Masken gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen – etwa mit oder ohne Ventil. Welche ist die richtige?
Grundsätzlich sind FFP2-Masken ohne Ausatemventil zu empfehlen, da diese den Träger und das Umfeld schützen. Vor allem in speziellen Anwendungsfällen mit hohem Infektionsrisiko, etwa im Gesundheitsbereich, sind FFP3-Masken sinnvoll.
An welchen Kennzeichnungen und Markierungen erkenne ich, dass meine Maske zertifiziert und sicher ist?
Bei FFP2-Masken für den Gesundheitsbereich handelt es sich um Medizinprodukte, bei denen eine „CE“-Kennzeichnung mit einer vierstelligen Nummer aufgedruckt sein muss. Diese Maske muss die Norm nach EN 149:2001+A1:2009 erfüllen, was auch auf der Maske stehen muss. Wer auf Nummer sicher gehen will, schaut zum Beispiel auf den Herstellerseiten nach Prüfzertifikaten, die die normierte Herstellung bestätigen. International hergestellte Masken verwenden oft auch die Normierung KN95, die ähnliche Eigenschaften wie FFP hat. Es gibt leider gerade im weltweiten Online-Handel aber auch „schwarze Schafe“ mit gefälschten Zertifikaten. Hier sollte man nicht nur auf den Preis schauen und bei serösen Händlern kaufen.
Wie setze ich die Maske korrekt auf und ab?
Wichtig ist, die Maske nur an den Schlaufen anzufassen und nicht an der Masken-Außenseite, die potentiell kontaminiert sein kann. Dabei vorsichtig die Schlaufen über den Kopf oder die Ohren ziehen. Wichtig ist, dass der eingearbeitete Drahtbügel korrekt an die Nasenkontur geformt wird, damit die Maske wirklich eng anliegt. Dabei darauf achten, dass die Maske richtig herum angezogen wird und die Nase auch immer vollständig bedeckt ist. Hier passieren die meisten Fehler.
Durch das Internet geistern viele „Anleitungen“, wie das Einwegprodukt wiederverwendet werden kann: Auskochen, in die Mikrowelle stecken oder in den Backofen, mit Desinfektionsmittel besprühen oder einfach nur trocknen lassen…
Welche Methoden machen meine Maske garantiert unbrauchbar?
Die Masken dürfen nicht mit Flüssigkeiten, wie Waschmittel oder Desinfektionsmittel behandelt werden. Auch die Mikrowelle ist ungeeignet.
Und welche Methode kann als weitgehend sicher empfohlen werden?
Im privaten Alltag, ohne technisch verifizierte Verfahren, ist es am besten, die Masken im Intervall zu tragen. Also am besten die Maske jeden Wochentag zu wechseln und nach sieben Tagen wieder die erste Maske zu nutzen. Da Covid-Viren nur einige Tage überleben, ist dies nach aktuellem Stand am besten im privaten Umfeld zu praktizieren. Bedeutet aber auch: Man benötigt mindestens sieben Masken.
Wo sollte eine gerade nicht genutzte Maske lagern – und wo keinesfalls?
Masken sollten zum Transport in sauberen Baumwolltaschen oder Beuteln getragen werden. Die Transportbeutel kann man dann regelmäßig waschen. Zuhause sollten die Masken in einem trockenen Bereich nach der Nutzung zum Trocknen aufgehängt werden. In der Hosen- oder Jackentasche haben benutze Masken ebenso wenig etwas zu suchen, wie am Autospiegel oder auf der Frontablage im Auto, da hier die Autogebläse die Viren im Raum verteilen können.
Wie lange am Stück darf ich eine FFP2-Maske tragen?
Dies hängt natürlich vom jeweiligen Umfeld ab. Aus medizinischer Sicht können die Masken bei gesunden Personen über mehrere Stunden getragen werden und auch wiederverwendet werden. In Hochrisikobereichen wie etwa in Krankenhäusern gelten gegebenenfalls abweichende Regelungen, auch wenn Masken zum Beispiel zum Schutz vor Stäuben am Arbeitsplatz verwendet werden. Hier am besten den Arbeitgeber fragen.
Wann muss die Maske auf jeden Fall in den Müll?
Bei sichtbaren Rissen der Maske oder Verschmutzungen oder wenn die Haltebänder defekt oder ausgeleiert sind. Dann sollte die Maske nicht weiterverwendet werden. Auch sind Masken immer nur persönlich zu tragen. Gebrauchte Masken von anderen Personen auf keinen Fall nutzen!
Foto: THM