Weniger Ammoniak-Emissionen durch Zitronensäure
Ein Forscherteam der Hochschule Osnabrück prüft den Einsatz eines lebensmitteltauglichen Produktes, um die Stickstoff-Emissionen aus dem Schweinestall und bei der Dünger-Ausbringung zu reduzieren. Erste Ergebnisse zeigen, wie gut es funktioniert.
„Die Luft ist rein“ – diesen Satz wird Prof. Dr. Hans-Werner Olfs von der Hochschule Osnabrück auch am Ende seines Forschungsprojektes wohl nicht sagen können. Doch sie enthält deutlich weniger Ammoniak, wenn das von ihm und seinem Team im Schweinestall und auf dem Feld angewendete Produkt auf Basis von Zitronensäure wirkt. Das Forschungsprojekt „AmmonMind“ wird von der Europäischen Innovationsgemeinschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri) mit knapp einer halben Million Euro gefördert und in Kooperation mit Landwirt Detlef Kreye aus Großenkneten, dem Feldversuchsansteller plantus GbR und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen durchgeführt.
Gasförmiger Stickstoff in Form von Ammoniak entsteht im Schweinestall und beim Ausbringen der Gülle auf dem Acker. Diese Emissionen gilt es umfassend zu verringern, denn zum einen sollen die Tiere im Stall nur wenig davon einatmen. Zum anderen soll möglichst kein Ammoniak den Stall über die Abluft verlassen und dadurch in naturnahe Ökosysteme gelangen. Darüber hinaus lässt sich eine gute Düngewirkung für die Pflanzen nur erzielen, wenn der Stickstoff beim Ausbringen der Gülle nicht gasförmig verloren geht.
Erste Erfolge im Stall und auf dem Feld
Um zu klären, ob das neue Produkt „NH3relief“ genau diese Effekte erzielt und sich für die landwirtschaftliche Praxis eignet, führt das sechsköpfige Team um den Professor für Pflanzenernährung seit anderthalb Jahren verschiedene Versuche durch. Die ersten Ergebnisse lassen hoffen: „Aus den Stallversuchen lässt sich schließen, dass die Menge an Ammoniak in der Stallluft durch das Vernebeln des Produktes deutlich geringer ist“, sagt Olfs. „Zudem entweicht nur wenig davon aus dem Stall über die Abluft.“ Normalerweise wird die gesamte Stallluft über sogenannte Ammoniak-Wäscher gereinigt. Die anfallenden Waschwässer muss der Landwirt danach aufwendig lagern, bevor er diese in der Vegetationsperiode ausbringen kann. Das entfällt beim Einsatz des neuen Produktes.
Auch auf dem Feld bietet das Produkt weitere Vorteile: So verringert es die Ammoniak-Emissionen ähnlich stark wie Schwefelsäure. Damit der in der Gülle enthaltene Stickstoff bei der Ausbringung nicht entweicht, kann Schwefelsäure in die Gülle eingemischt werden. Dieser Ansatz hat sich jedoch noch nicht in der Praxis etabliert, da der Einsatz der konzentrierten Säure hohe Anforderungen an die Arbeitssicherheit stellt. Das im Forschungsprojekt eingesetzte NH3relief ist weniger gefährlich und umweltfreundlicher. Allerdings wird davon beim Einmischen in die Gülle im Vergleich zur Schwefelsäure deutlich mehr benötigt, um die gleiche Wirkung zu erzielen. „Da braucht es künftig noch einige Laborversuche, um die Effektivität des Produktes zu erhöhen“, erklärt Olfs. Das Forschungsprojekt läuft noch bis August 2021.
Ausführliche Informationen finden Sie auf der Projektseite: www.hs-osnabrueck.de/ammonmind.