Tiefgehende
Problematik
Am 21. Dezember 2018 war es soweit: in Bottrop wurde die letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands geschlossen. Eigentlich ein positiver Schritt in eine grüne Zukunft, doch was bleibt, sind, menschengemachte Hohlräume im Erdboden. Auch wenn hier längst keine Maschinen und Menschen mehr arbeiten – so still, wie man vermuten könnte, sind die Strukturen unter Tage nicht. Durch den Eingriff in die natürliche Geologie, kommt es regelmäßig zu mikroseismischen Erschütterungen. Um diese Unruhe im Untergrund aufzuspüren, benötigt man spezielle Messgeräte, denn die Ereignisse sind für den Menschen kaum zu spüren. Und das nicht nur im Ruhrgebiet – alle Bergbaugebiete sind davon betroffen. Deshalb arbeitet eine Forscherin der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) Bochum jetzt mit einem ganzen Team von Spezialist*innen aus verschiedenen Ländern zusammen, um zu verstehen, was sich unter Tage abspielt. Die Erkenntnisse sollen auch anderen Regionen helfen, die vom Bergbau geprägt sind und künftig vor ähnlichen Prozessen stehen.
Tiefgehende
Forschung
In dem Forschungsprojekt „PostMinQuake“ sollen vor allem Erkenntnisse über Zeit, Größe, Ort und Tiefe der mikroseismischen Aktivitäten gewonnen werden. Anhand dieser Daten erhofft sich Paloma Primo, die an der THGA zu diesem Thema forscht, die Vorgänge im Untergrund besser verstehen zu können. Eine besondere Schwierigkeit ist dabei, dass sich die ehemaligen Kohlegruben mit Grubenwasser füllen. Das beeinflusst die Geologie anders als im normalen, „trockenen“ Bergwerk. Primo will herausfinden, wie die Mini-Bewegungen entstehen und welche Strukturen besonders beeinflusst werden. Anhand dessen sollen dann Pläne zum Risikomanagement und zur Langzeitüberwachung erstellt werden. Primo sagt, „Wir wollen mit unseren Untersuchungen vor allem langfristige Sicherheit gewährleisten, Transparenz schaffen und die Öffentlichkeit informieren,“ und denkt dabei besonders an die Bewohner*innen der betroffenen Gebiete.
Tiefgehende
Erkenntnisse
Um aber möglichst genaue Aussagen über die Stabilität der Gebiete geben zu können, greifen Primo und ihr Team, bestehend aus Vermessungsingenieur*innen, Geotechniker*innen und Hydrogeolog*innen, tief in die Trickkiste. Sie sammeln Daten aus der Umgebung, zum Beispiel darüber, welche äußeren Einflüsse die Mikro-Erschütterungen auslösen, und wollen diese mit Hilfe von Satellitenbildern interpretieren. Außerdem wollen sie die möglichen Auswirkungen am PC simulieren. Bevor das möglich ist, stehen die Forscher*innen aber vor einem riesigen Berg Rohdaten. Sobald sie diese systematisch erfasst und interpretiert haben, soll daraus eine Referenzdatenbank für europäische Gebiete nach dem Bergbau entstehen. Später können die im Projekt angewandten Methoden und Überwachungsstrategien möglicherweise auch auf andere Gebiete übertragen werden, in denen ähnliche Bodenbewegungen zu beobachten sind.