Vielschichtige Diskussion
Die Debatte entzündete sich an dem Gedicht „avenidas“, das seit 2011 an der Südfassade der Hochschule angebracht war. Von der Frauenbeauftragten über Professorinnen bis hin zum Akademischen Senat (AS) zeigten sich viele Angehörige der Hochschule irritiert über den Inhalt des Gedichts und dessen Anbringung an einer so prominenten Stelle. 2016 beantragten dann Studierende eine Neugestaltung der Fassade und der AS folgte ihnen. Daraufhin entbrannte eine national und international geführte Debatte, in der es schnell um viel mehr ging als bloß um ein Gedicht auf einer Hauswand: Diskutiert wurden patriarchale Strukturen in Kunst und Gesellschaft, die Bedeutung von Sprache und ihre impliziten Machtwirkungen, Meinungsfreiheit und Demokratie und die (Un-)Möglichkeit alternativer Bildungs- und Kunstverständnisse.
Vielschichtiges Ergebnis
Seit Dezember 2018 steht nun ein Gedicht der Preisträgerin Barbara Köhler an der Fassade, das die Debatte künstlerisch reflektiert. Laut Beschluss des Hochschulparlaments von 2018 haben künftig je zwei Preisträger*innen des Alice Salomon Poetikpreises alle fünf Jahre die Möglichkeit, die Südfassade der Hochschule neu zu gestalten. Im Sockelbereich werden die Texte, die zuvor an der Fassade standen, dokumentiert und von den Künstler*innen kommentiert, – so auch „avenidas“. Aktueller Preisträger ist seit Januar 2019 Christoph Szalay.
Vielschichtige Perspektiven
Die Debatte ist ein gutes Beispiel für das produktive Zusammenspiel von Wissenschaft und Kunst und das gemeinsame Finden von Lösungen in polarisierenden Debatten. Im Rahmen von Dialogen mit der Kunst entwickelt die Hochschule neue Perspektiven auf Wissenschaft sowie herkömmliche Kommunikations- und Lernformen. „Von den Impulsen der Kunst kann die Wissenschaft auf jeden Fall Sinnlichkeit und das ‚Dazwischen‘ lernen – und sich auf Überraschungen einzulassen,“ sagt Rektorin Bettina Völter. Die ASH Berlin ist jedenfalls #mehralsfassade: Sie erforscht, lehrt und diskutiert gesellschaftlich relevante Themen und sieht sich als Hochschule mit emanzipatorischem Anspruch dem gesellschaftlichen Auftrag verpflichtet, soziale Gerechtigkeit zu fördern. Die ASH Berlin erkennt Diversität, Gendergerechtigkeit und Sensibilität in Genderfragen nicht nur als Werte an, sondern lebt diese auch als Bildungsinstitution in Sprache, Lehre und Forschung.
- Prof. Dr. Bettina Völter
- Eugen Gomringer
- Barbara Köhler
- Christoph Szalay
- Prof. Dr. Bettina Völter
- Eugen Gomringer
- Barbara Köhler
- Christoph Szalay