ÜBERHITZT
Die vergangenen Jahre haben es deutlich gezeigt: Der Klimawandel hat uns eingeholt. Bei Rekord-Temperaturen von bis zu 42°C haben sich im Sommer besonders die Innenstädte nahezu unerträglich aufgeheizt. Für viele Menschen bergen diese extremen Temperaturen gesundheitliche Risiken, die von Kopfschmerzen bis hin zu ernsthaften Kreislaufproblemen führen können. Und auch die Natur leidet. Die Böden trocknen aus und durch die stärkere Klimatisierung von Gebäuden wird mehr CO2 ausgestoßen. Wissenschaftler*innen sind sich einig: die effektivste Methode, um die Innenstädte abzukühlen, ist Begrünung. Doch leider – so sehr wir es auch genießen würden, in grünen Oasen zu leben – ist das in modernen Städten nicht ausreichend möglich. Es ist schlicht und einfach kein Platz für große Bäume mit weiten Kronen und tiefen Wurzeln. Die Hochschule Karlsruhe tüftelt deshalb an alternativen Systemen, die dort, wo keine Bäume gepflanzt werden können, schnelle und effiziente Kühlung bringen.
ÜBERRAGEND
Sie sehen ein bisschen aus, wie riesige Heizpilze, sollen aber das genaue Gegenteil bezwecken. Gemeinsam mit seinen Studierenden hat Bernhard Lenz, Experte für energieoptimiertes Bauen und Gestalten an der Hochschule Karlsruhe, eine technische Verdunstungseinrichtung entwickelt, die im Prinzip der Funktion eines Baumes nachempfunden ist. Wasser aus der Umgebung wird über ringförmige Leitungen geführt und Luft, die über photovoltaisch betriebene Lüfter angesaugt wird, kühlt daran ab. Die gekühlte Luft wird dann wieder an die Umgebung abgegeben. Durch automatisches Ein- und Ausschalten ab einem bestimmten Grad der Luftfeuchtigkeit, können diese „cooling devices“ für ein ideales Klima sorgen. Neben freistehenden Anlagen könnten die Systeme auch an bestehende Straßenlaternen angeschlossen werden oder zukünftig als Fassadenelemente von beispielsweise Parkhäusern verbaut werden.
ÜBERZEUGT
Die ohnehin schon effizienten „cooling devices“ haben auch noch einen zweiten wertvollen Nutzen. Wenn der Klimawandel im Winter für Überschwemmungen sorgt, können die Anlagen das überschüssige Wasser aufnehmen und speichern. „Die Zisternen müssten nicht wie Wurzeln direkt unter oder in unmittelbarer Nähe der Verdunster liegen, sondern könnten über eine Rohrleitung mit diesen verbunden werden“, so Bernhard Lenz. In den trockenen Sommermonaten kann dieses Wasser dann wieder für die Kühlung der Städte genutzt werden. So entsteht ein Kreislauf, der jede Klimalage ideal nutzt. Und es wäre doch „cool“, wenn uns schon bald die ersten „cooling devices“ auf den Straßen unserer Großstädte begegneten und dort im Sommer für ein lebenswertes Klima sorgen würden.