VIEL VERLOREN
Blutspenden rettet Leben. Praktisch jeder kann mit einem kleinen Pieks dazu beitragen, dass Unfallopfer gerettet, Operationen durchgeführt und chronische Krankheiten behandelt werden können. Aber das gelingt nur dann, wenn die Spende auch wirklich beim Empfänger ankommt. Über 10 Prozent der Blutplättchenkonserven (sog. Thrombozytenkonzentrate) müssen entsorgt werden, weil sie nicht lange genug aufbewahrt werden können oder nicht gut genug zum Empfänger passen. Das hat dann nicht nur einen finanziellen Schaden zur Folge. Auch ethisch ist es äußerst bedenklich, ein so wertvolles und ohnehin schon rares Gut wegzuwerfen. Mit diesem Problem hat sich jetzt ein Team vom Lehrstuhl medizinische Informatik der FH Dortmund, gemeinsam mit Partnern von den Instituten für Transfusionsmedizin sowie für Künstliche Intelligenz in Essen auseinandergesetzt. Sie haben beschlossen, ein System zu entwickeln, mit dem Blutspendeprodukte effizienter zugeteilt werden sollen und so weniger Blut verschwendet wird.
VIEL INVESTIEREN
Ein Ziel dieses Systems, das den Namen AutoPiLoT trägt, ist es, schneller und gezielter zu erkennen, wann und wo Blutspenden benötigt werden. Mit Hilfe historischer Daten soll dies für jedes Krankenhaus ermittelt werden. „Mittels KI hoffen wir, in diesen Daten Muster erkennen zu können,“ sagt Prof. Dr. Britta Böckmann, Leiterin des Projekts an der FH Dortmund. Außerdem soll auch die Zuordnung der Blutspenden an die Patient*innen optimiert werden. Bisher passiert das auf Grundlage von Blutgruppe und Rhesusfaktor. Ergänzend sollen mit AutoPiLoT unter anderem auch die Antikörper auf schnellerem Wege ermittelt werden. Matthias Becker, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Dortmund, weiß, „Neben der erhöhten Qualität der Transfusion erhalten wir so eine schnellere Entscheidung“. Ein digitales Expertensystem soll dann die leitlinienkonforme Bestellung gezielt und effizient steuern.
VIEL BEWIRKEN
Ein weiterer Schritt für das Projekt AutoPiLoT (das steht übrigens für Automatisierte leitlinienkonforme Patientenindividuelle Blutproduktezuordnung und smartes Logistikmanagement in der Transfusionsmedizin) ist die Entwicklung einer Blutspende-App. Es existieren bereits Apps, mit denen Spender*innen-Informationen koordiniert und Terminvereinbarungen digital gesteuert werden können. Zusätzlich soll die Dortmunder Version aber an das AutoPiLoT System gekoppelt sein und so speziell Spender*innen dort ansprechen, wo laut Vorhersage des Systems Blut benötigt wird. Außerdem sollen direkt Daten zu den Bluteigenschaften aufgenommen werden. So lassen sich lange Transportwege für die Blutkonserven vermeiden und Spender*innen und Patient*innen werden schneller miteinander verknüpft. Mit dieser Technologie kann eines der wertvollsten Güter der Welt verantwortungsbewusst vermittelt und somit Menschenleben gerettet werden.