PRÄZISER EINSATZ
Wer regelmäßig Medikamente einnehmen muss, hat es unter Umständen schwer, die Einnahme zeitlich einzuhalten. Habe ich die Tablette nun heute Morgen genommen oder war das am Tag zuvor? Im Alter oder bedingt durch eine Krankheit kann die Konzentrationsfähigkeit so stark nachlassen, dass die Medikamente unter Umständen ganz vergessen werden. Wenn der zeitliche Abstand zur Einnahme eines anderen Medikamentes nicht eingehalten wird, können zudem unangenehme Wechselwirkungen entstehen. Dies kann schwere gesundheitliche Folgen haben. Da wäre es doch hilfreich, wenn es ein System gäbe, durch das wir angepasst und gleichmäßig die benötigte Menge an Medikamenten erhalten. An genau so einem System arbeitet die Doktorandin Mi Steinbach im Rahmen ihrer Promotion an der TH Köln und der Uni Koblenz-Landau. Ihr Ansatz: Wirkstoffbeladene Implantate aus dem 3D-Drucker.
PRÄZISE GERÄTE
Mi Steinbach will den 3D-Druck dabei so weit optimieren, dass damit kleine Implantate hergestellt werden können, die einen Arzneistoff enthalten und diesen gleichmäßig im Körper freisetzen. Damit wäre die Medikamentengabe nicht nur zeitlich und mengenmäßig präziser, sondern könnte in speziellen Fällen auch direkt am Wirkort geschehen. Ist der Wirkstoff komplett verbraucht, könnte das Implantat wieder entfernt werden. Damit es im Körper keine Schäden hinterlässt, darf dieses keine scharfen Kanten haben oder gar im Körper zerbrechen. Deshalb entwickelt Steinbach die so genannte Stereolithographie als Druckverfahren weiter. Hierbei kommt flüssiges Harz aus pharmazeutisch unbedenklichen Polymeren zum Einsatz, das mithilfe von Licht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt und ausgehärtet wird. Doch statt wie bisher üblich an der Oberfläche, können die Strahlen in Steinbachs Verfahren das Harz an beliebigen Punkten im Volumen aushärten.
PRÄZISE ARBEIT
Der größte Vorteil an dieser Methode, die Steinbach gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe an der TH Köln perfektioniert hat: Es entsteht dabei keine Hitze. So können auch wärmeempfindliche Wirkstoffe direkt in das Implantat eingearbeitet werden. Der nächste Schritt ist nun, eine Harzmischung zu entwickeln, die für den Menschen verträglich ist und nicht mit den hinzugegebenen medizinischen Wirkstoffen reagiert. Zusätzlich muss das Material so stabil sein, dass es auch die Implantation in den Körper übersteht. Hierzu forscht Mi Steinbach an der Universität Koblenz-Landau. Wenn sie mit ihren Entwicklungen Erfolg hat, könnte dies zu einer erheblichen Verbesserung für die betroffenen Patientinnen und Patienten führen. Auch Pflegekräfte oder pflegende Angehörige würden entlastet. Und nicht zuletzt spart die viel genauere Dosierung Ressourcen und die Belastung des Grundwassers durch Medikamentenrückstände wird verringert.