BRIEFE SCHENKEN
Kein Händeschütteln, keine Umarmungen, am besten jeglichen Kontakt so gut es geht einschränken. Das ist für niemanden von uns leicht, besonders betroffen sind aber die Ältesten unserer Gesellschaft. Spätestens mit 60 Jahren zählen Menschen zur Risikogruppe, und das unabhängig von Vorerkrankungen. Das bedeutet, diese Personen müssen ganz besonders geschützt werden. Alte Menschen, die in Einrichtungen für Senior*innen leben, fühlen sich ohnehin oft einsam, und nun sind die vielleicht wenigen Besuche, die sie sonst bekommen haben, auch noch verboten. Diese vollkommene Isolation kann zu schweren Depressionen führen. Um den Senior*innen wenigstens kleine Lichtblicke zu schenken, hat die hsg Bochum zu einer ganz besonderen Aktion aufgerufen: „Studierende der hsg Bochum schreiben Senior*innen in Pflegeheimen“. Jeder und jede konnte mitmachen und musste nichts weiter tun, als einen lieben Brief oder eine Postkarte an einen Menschen in einem Pflegeheim zu schreiben.
FREUDE SCHENKEN
Weil es eben so simpel und doch so bedeutend war, hatte die Aktion eine hoch ansteckende Wirkung (natürlich ohne Infektionsrisiko). Viele Studierende oder Beschäftigte der hsg haben gemeinsam mit ihren Kindern gemalt, gebastelt und geschrieben. So kam schnell ein bunter Stapel von rund 110 Karten und Briefen zusammen. Pflegestudierende, die in Pflegeeinrichtungen tätig sind, haben diese dann an insgesamt drei Einrichtungen verteilt. „Sie werden hoffentlich viel Freude bereiten“, sagt die Professorin für gerontologische und geriatrische Pflege der hsg Bochum, Dr. Anne Roll.
LEBENSQUALITÄT SCHENKEN
Für die Menschen in Pflegeeinrichtungen ist es besonders wichtig, dass sie das Gefühl haben, Teil der Gesellschaft zu sein. Oft verstehen sie nicht, warum sich plötzlich alles ändert und niemand mehr zu Besuch kommt, und wenn, dann nur auf Distanz oder durch eine Plexiglasscheibe getrennt. Die Studierenden, die an der Aktion mitgewirkt haben, konnten ihre Wirkung hautnah miterleben, so z.B. Pflegestudentin Leonie Hoffmann. „Im Monat April hatte ich selbst einen Einsatz in einem Seniorenstift in Gelsenkirchen und glaube, dass diese Aktion großen Anklang finden wird“, sagt die 22-Jährige. Den Senior*innen in den Einrichtungen haben die Karten in dieser schweren Zeit sicherlich einige glückliche Momente beschert.