Riesenpotenzial für Bienenstrom
Studierende der HfWU erstellen Marktforschungsstudie zu Nürtinger Bienenstrom und Akzeptanz von Ökostromprodukten
Die Nürtinger Stadtwerke haben 2018 ein neues Produkt auf den Markt gebracht: Bienenstrom. Mit jeder durch die Stadtwerke Nürtingen verkauften Kilowattstunde Bienenstrom fließt ein Cent in den Aufbau und die Pflege von Blühflächen. Der Bienenstrom trägt so dazu bei, das Insektensterben in Deutschland abzumildern. Studierende der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) haben nun für die Stadtwerke eine Marktforschungsstudie erstellt. Ein Ergebnis: Das Konzept des Bienenstroms kommt beim weitaus größten Teil der Befragten gut an – und stellt ein bisher noch ungenütztes großes Potenzial für mehr Nachhaltigkeit in der Stadt dar. Der bei Bienenstrom verwendete Ökostrom wird in alpinen Wasserkraftwerken erzeugt. Bienenstrom kann, wie andere Stromprodukte auch, deutschlandweit bestellt werden, und zwar von Privatkunden ebenso wie von Firmenkunden. Bienenstrom kann also auch bestellen, wer nicht in Nürtingen wohnt oder wer nicht Kunde bei den Nürtinger Stadtwerken ist.
Die Studierenden des HfWU-Studiengangs Betriebswirtschaft haben in diesem Wintersemester in ihrer Lehrveranstaltung „Consumer Insights“ die Marktforschungsstudie für die Nürtinger Stadtwerke erstellt. Das Lehrprojekt wird von Prof. Dr. Iris Ramme und der langjährigen Lehrbeauftragten Anke Schramm geleitet. Das größte Team im Lehrprojekt erstellte eine Online-Umfrage zum Thema Bienenstrom. Die Umfrage wurde per E-Mail an Kunden der Stadtwerke geschickt und in verschiedenen Online-Kanälen bekannt gemacht. Insgesamt haben fast 700 Personen den Fragebogen komplett ausgefüllt. Bienenstrom ist vielen Befragten ein Begriff: knapp 20 Prozent kennen Bienenstrom sehr gut, gute 30 Prozent haben davon gehört oder eine ungefähre Vorstellung. Knapp 50 Prozent kennen Bienenstrom nicht. Bei Befragten, die ihren Strom von den Nürtinger Stadtwerken beziehen, ist der Anteil noch etwas höher, was sicher mit der Verbundenheit zum eigenen Energieversorger zusammenhängt, dessen Produkte man eher kennt als die vom Wettbewerber. Von denjenigen Befragten, die noch keinen Bienenstrom beziehen (rund 90 Prozent), spricht sich nur jeder Siebte gegen den Bezug von Bienenstrom aus. Die überwältigende Mehrheit würde es eventuell oder gar sicher in Erwägung ziehen – ein Riesenpotenzial also für die Nachhaltigkeit in Nürtingen.
Eine weitere Gruppe befasste sich mit der Beschaffung von Sekundärmarktdaten, also dem Sammeln von Studienergebnisse zur Akzeptanz von Ökostrom oder erneuerbaren Energien allgemein. Der neuesten Studie „European Social Survey“ zufolge stehen in Deutschland und in den zum Vergleich herangezogenen Ländern Schweiz, Österreich und Frankreich die Energieträger Wind, Wasser und Sonne gefolgt von Biomasse an erster Stelle in der Gunst der Befragten. Diesen erneuerbaren Energieträgern folgt Gas und zum Schluss kommen – je nach Land – Kohle oder Atomenergie: Die Deutschen favorisieren Kohle, während die Franzosen Atomstrom bevorzugen. Wegen der großen Akzeptanz der erneuerbaren Energien sehen die Studierenden sehr gute Chancen für Bienenstrom. Eine dritte Gruppe beschäftigte sich mit den Kaufgründen und den Kaufbarrieren, wenn es um Ökostrom geht. Dabei wurde die Website der Nürtinger Stadtwerke genauso unter die Lupe genommen wie die von anderen Anbietern. Aber auch die Social-Media-Aktivitäten der Nürtinger Stadtwerke haben sich diese Studierenden genauer angeschaut. Fazit: Die Website als wichtigster Zugangspunkt für Kunden und potenzielle Neukunden sollte angepasst werden (was bei den Stadtwerken schon auf der To-do-Liste steht) und ein eigener Instagram-Account-Bienenstrom sollte erstellt werden. Außerdem sollte Instagram für die emotionale Ansprache und Facebook und die Website für die informationsorientierte Kommunikation mit Kunden und Interessenten genutzt werden. Anfang Januar stellten die drei Teams ihre Ergebnisse bei den Nürtinger Stadtwerken vor. Die Verantwortlichen waren beeindruckt: „Die Ergebnisse haben unsere Erwartungen weit übertroffen“.