„Handbuch Kinderarmut“
Prof. Dr. Peter Rahn, Professur für Wissenschaft Sozialer Arbeit, und Prof. Dr. Karl August Chassé, Lehrbeauftragter für Soziale Arbeit, am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen, widmen sich in der im Oktober 2020 erschienenen Herausgeberschrift „Handbuch Kinderarmut“ diesem schwierigen und gesellschaftlich viel zu wenig beachteten Thema in all seinen Facetten.
Kinderarmut ist in Deutschland weit verbreitet: Laut dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung von 2017 leben in der Bundesrepublik Deutschland etwa 4,4 Millionen Kinder in Lebensbedingungen, die unterhalb der Armutsgrenze liegen (BMAS 2017: 248), das ist etwa ein Fünftel der Menschen unter 18 Jahren. Zahlreiche Studien weisen darauf hin, dass das Aufwachsen in materiellen Armutslagen einhergeht mit verringerten Bildungs- und Teilhabechancen dieser Kinder und damit auch deren Zukunftschancen beeinträchtigt.
Seit in den 1990er Jahren Kinderarmut zum öffentlichen Thema wurde, entwickelte sich in Deutschland ein wissenschaftlicher Diskurs, der Gesellschaftsanalysen, Versuche der Theoretisierung, quantitative und qualitative Forschung sowie Präventionsvorschläge und Vorschläge der Bekämpfung in sich vereint. Das Handbuch gibt dabei einen interdisziplinären Überblick über die unterschiedlichen Herangehensweisen an und Perspektiven auf das komplexe Phänomen ‚Kinderarmut‘ und bezieht ganz tagesaktuell auch die jüngsten Verschärfungen der Thematik durch die Corona-Krise schon mit ein. Wichtige Anstöße zur Debatte kommen dabei vor allem aus der Sozialen Arbeit, der Soziologie, der Politikwissenschaft, der Erziehungswissenschaft, der Psychologie, der Kindheitsforschung und der Sozialisationsforschung.
„Für Menschen in sozialen und pädagogischen Berufen ist es wichtig, Zusammenhänge des komplexen Phänomens Kinderarmut zu erkennen, um die Möglichkeiten und Grenzen ihres professionellen Handelns ausloten zu können. Unsere Studierenden wollen wir frühzeitig für dieses gesellschaftlich so wichtige Thema sensibilisieren und ihnen einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen und individuellen Dimensionen der Lebenslagen der betroffenen Kinder und ihrer Familien vermitteln“, fassen die Herausgeber Peter Rahn und Karl-August Chassé die Zielsetzung ihres Lehrbuchs zusammen.