Gesundheitsministerin Huml übergibt Förderbescheid für ein Projekt der OTH Regensburg
Forscher erproben Einsatz von Robotersystemen in der Pflege von Schlaganfallpatienten – Freistaat unterstützt Vorhaben der Förderlinie „DeinHaus4.0“ mit mehr als 2,5 Millionen Euro
Wie können intelligente Robotersysteme Pflegebedürftigen dabei helfen, ein möglichst eigenständiges Leben in den eigenen vier Wänden zu führen? Dies ist eine der zentralen Fragestellungen, denen die Wissenschaftler der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH Regensburg) im Forschungsprojekt „DeinHaus4.0“ nachgehen. Das auf knapp vier Jahre angelegte Vorhaben erhält vom Freistaat Bayern Fördergelder in Höhe von mehr als 2,5 Millionen Euro. Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml übergab am Donnerstag, 23. Januar, in Regensburg den Förderbescheid.
Sie wies darauf hin, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Bayern Schätzungen zufolge auf rund 3,4 Millionen Menschen im Jahr 2030 ansteigen werde. „Gerade in der Pflege bieten digitale Anwendungen zahlreiche Chancen“, betonte die Ministerin. Digitale Assistenztechnik könne Pflegekräfte und pflegende Angehörige entlasten. „Mein Ziel ist es, die Bürgerinnen und Bürger noch besser über die neuen digitalen Möglichkeiten zur Unterstützung der Pflege zu informieren“, ergänzte Huml. „Klar ist aber auch: Der Mensch muss dabei immer im Mittelpunkt stehen. Wir brauchen technisch-digitale Unterstützung, die von den Pflegenden und den Pflegebedürftigen akzeptiert wird. Deshalb muss die neue Technik praxistauglich sein.“
Prof. Dr. Karsten Weber, der das Projekt an der OTH Regensburg leitet, erläuterte: „Ziel von ‚DeinHaus4.0‘ ist es, dass Pflegebedürftige mithilfe technischer Unterstützung so lange wie möglich zu Hause leben können.“ Weber und seine Kollegen testen dafür sogenannte Telepräsenzroboter, also mit Monitoren ausgestattete Systeme, verschiedener Anbieter. „Diese können etwa durch Angehörige oder das Pflegepersonal gesteuert werden. Sie können mit der Person sprechen und sind auf dem Monitor sichtbar“, fügte Prof. Dr. Weber hinzu. Manche Geräte können die Vitaldaten erfassen und erkennen, wenn ein Patient hilflos auf dem Boden liegt. Dann holen sie selbständig Hilfe.
Konkret werden die Geräte an Schlaganfallpatienten getestet. Die Forscher aus verschiedenen Fachrichtungen, darunter Sozialwissenschaftler, Gesundheitswissenschaftler und Medizininformatiker, wollen insgesamt rund 100 Probanden gewinnen, die über sechs Monate hinweg je einen Telepräsenzroboter testen. Erforscht wird unter anderem, welchen konkreten Nutzen die Geräte bringen und wie die Roboter konzipiert sein müssen, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. „Wichtig ist außerdem die Frage nach der Akzeptanz durch die Patienten und die Pflegekräfte sowie die Bereitschaft, sich auf die Geräte einzulassen“, führte Prof. Dr. Weber aus. In dem Forschungsprojekt ergänzen die Telepräsenzroboter die Pflege und Betreuung durch Menschen und sollen sie nicht ersetzen. Die Kosten für das Projekt „Telepräsenzroboter für die Pflege und Unterstützung von Schlaganfallpatinnen und –patienten (TePUS)“ an der OTH Regensburg trägt zu 90 Prozent der Freistaat Bayern, zu zehn Prozent die Hochschule.
Der Präsident der OTH Regensburg, Prof. Dr. Wolfgang Baier, hob die enge Zusammenarbeit von Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen an der Hochschule hervor. „Wir haben Strukturen geschaffen, die diese interdisziplinäre Arbeit fördern“, sagte Baier und verwies auf das Regensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST), das Expertise an der Schnittstelle von Informatik, Technik, Medizin, und Gesundheit bündelt. „Hier wird die Arbeit von verschiedenen Seiten in interessanten Lösungen zusammengeführt.“ Mehrere Labore des RCHST sind an dem Telepräsenzroboter-Projekt beteiligt.
An der offiziellen Übergabe des Förderbescheids durch Staatsministerin Huml nahmen Gäste aus Politik und Gesellschaft teil, darunter Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker und der Oberpfälzer Regierungspräsident Axel Bartelt. Füracker freute sich: „Die OTH in Regensburg geht hier mit intelligenter Technik eine wichtige Zukunftsfrage an: Alle Menschen wollen auch wenn sie pflegerische Unterstützung benötigen soweit wie möglich selbstbestimmt leben. Die Fördersumme ist sehr gut investiert und stärkt den Forschungsstandort Oberpfalz. Die Ergebnisse werden pflegebedürftigen Menschen und Pflegenden weit über die Oberpfalz hinaus zu Gute kommen.“ Das Projekt „Telepräsenzroboter für die Pflege und Unterstützung von Schlaganfallpatinnen und –patienten (TePUS)“ an der OTH Regensburg ist Teil des bayernweiten, größtenteils durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege finanzierten Vorhabens „Dein Haus 4.0“, an dem sich Hochschulen aus allen Regierungsbezirken mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten beteiligen.
Foto: OTH Regensburg/Florain Hammerich