Digitale Lehrveranstaltung E-Commerce
Einreichung: Digitales Praxisprojekt als Lehrveranstaltung zum Thema E-Commerce während des Lockdowns
Frage: Ist es möglich, digitale Lehre – „auf Distanz“ – mit praxisnaher Wissensvermittlung und hoch relevanter fachlich-operativer Anwendung zu verbinden – auch in größeren Gruppen?
Antwort: ja! Denn das haben wir erfolgreich in den „Corona“-Sommersemestern 2020 und 2021 gezeigt – und wir möchten dies weiter – digital – ausbauen.
Konzeption der Veranstaltung:
Das eingereichte Konzept beschreibt die komplett digitale Durchführung eines Praxisprojektes im Bereich des E-Com- merce und digitalen Marketings im Studiengang Master Marketing Management an der Hochschule Hof. Es wurde erstmalig im „ersten“ Corona-Semester, im Sommer 2020, gemeinsam mit der Firma „World of textiles – Willy Maisel Gmbh“ aus Konradsreuth erprobt, und dann, aufgrund des Erfolgs, unter erschwerten Bedingungen – nun galt es 42 Studierende (statt ursprünglich 15) zu integrieren– im Sommersemester 2021, während des Lockdowns, in überarbei- teter und optimierter Form erneut durchgeführt.
Gegenstand des Projektes war das eigenverantwortliche Management von zwei Online-Shops sowie die Vermarktung der dort angebotenen Produkte durch Studierende der Hochschule Hof. Dazu durften diese im Rahmen von Gruppen- und Projektarbeit selbstständig über ein vom Unternehmen bereitgestelltes Budget von je €10.000,00 verfügen, das sie auf den gängigen Social-Media-Plattformen sowie für GoogleAds investieren konnten. Gleichzeitig umfasste die Tätigkeit die Shopgestaltung und -verwaltung selbst, inkl. der Erstellung der Produktfotos, sowie das Monitoring der Maßnahmen über entsprechende digitale Werkzeuge wie Google Analytics (zur Messung der digitalen Verkaufsmaß- nahmen) und SEOBility (zur Optimierung der organischen Auffindbarkeit durch Suchmaschinen).
Der theoretische Teil der Veranstaltung, wie auch die regelmäßigen Austausche zwischen Dozent und Studenten – zur Klärung teilgruppenindividueller Probleme oder organisatorischer Fragen – erfolgte über Zoom. Letzteres nutzten auch, insbesondere während des Lockdowns, die Studierenden zur internen Kommunikation. Die Projektarbeit wurde in Untergruppen ausgeführt, die sich jeweils auf ein Teilthema konzentrierten (z.B. Shopverwaltung, Facebook/Insta- gram organisch, Facebook/Instagram anorganisch, Pinterest, TikTok, Analytics, SEO&Blog, Google Ads, …). Zur Koordi- nation dieser 6-7 Teilgruppen à ca. 3 Personen wurden je Shop zwei Studierende berufen, deren Aufgabe vor allem darin bestand, für den Informationsausgleich und das interne Projektmanagement zu sorgen, womit trotz der Grup- pengröße von insgesamt mehr als 40 Teilnehmern eine hohe Effizienz sichergestellt werden konnte.
Die operative Arbeit der Studierenden fand vor allem online, in den jeweiligen frei-zugänglichen Systemen der Platt- formen statt: Dazu wurden entsprechende Accounts je Shop eingerichtet, welche eigenverantwortlich genutzt werden konnten. Die Überwachung der Maßnahmen, das Monitoring des Online-Traffics und der Conversions (=der Shopbe- stellungen) und die Zurechnung zu den jeweiligen Marketingaktivitäten erfolgte mit dem frei verfügbaren Google Ana- lytics, das die Studierenden komplett selbst verwalteten und dort auch die entsprechenden Verknüpfungen mit dem Shopsystem und den anderen Plattformen vornahmen („Pixeleinbau“, etc.). Ebenso wurden Auftritte bei Facebook, Instagram, Pinterest und TikTok für die Shops errichtet, die es galt, inhaltlich zu befüllen und laufend zu optimieren. Ganz entscheidend war dabei eine einerseits kreative, andererseits auch streng analytische Vorgehensweise, um mit- tels Kennzahlen den Erfolg einzelner Maßnahmen, einzelner „Posts“ nachvollziehbar zu bewerten und die gewählte Strategie zu evaluieren. Ebenso oblag die Pflege der jeweiligen Systeme zur Schaltung von Anzeigen den Studenten. Auch hier galt es den „ROI“ des eingesetzten Budgets für Anzeigen auf Facebook, Instagram, Pinterest und bei Google zu überwachen und die Verwendung der Gelder entsprechend in den Online-Systemen zu optimieren. Für die Shopver- waltung und entsprechende Änderungen der Shop-Website konnten die Teilnehmer auf die unternehmenseigene Shopware-Lizenz zurückgreifen, die ein bedienungsfreundliches Eingreifen in den HTML-Code („WYSIWYG“ = „What You See Is What You Get“) erlaubt. Die Auswirkungen dieser, wie auch organischer Offsite-Maßnahmen zur besseren Auffindbarkeit bei der Google-Suche, konnten die Studierenden mittels des SaaS-Tools SEObility überprüfen, das ein entsprechendes fortwährendes Monitoring sämtlicher SEO-Aktivitäten zulässt.
Damit erfolgten sämtliche operative Tätigkeiten digital. Gleichzeitig verkörpert diese Vorgehensweise ein extrem pra- xisnahes „Training on the Job“, das genau den typischen Herausforderungen des Online-Marketing-Managements in der Arbeitswelt entspricht. Auch für das Unternehmen war das Projekt ein Erfolg, zum einen weil die eigenen Perso- nalkapazitäten für ein derartiges Projekt nicht vorhanden waren, zum anderen, weil auf diese Weise eine frühzeitige Identifikation zukünftiger Mitarbeiter und die Bindung von Absolventen zu diesem Zweck möglich wird – und natürlich wurde auch Umsatz generiert.
Prof. Dr. Andreas Wagener, Professur E-Commerce & Social Media, Hochschule Hof, awagener@hof-university.de
Langversion_Einreichung_Konzept DIgitales Praxisprojekt_AWagener