Digital im Dialog auf Augenhöhe
Wie sich viele kleine Puzzleteile zu einem großen Ganzen fügen
Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Enkler / Hochschule Furtwangen (HFU)
Einreichung im Rahmen des Aufrufs „Digitale Best-Practice-Beispiele an HAWs“
Zur Person Seit 2014 bin ich an der HFU tätig, wo ich im Bereich der Produktentwicklung lehre und forsche. Meine Schwerpunkte sind Bionik, Leichtbau und Virtual Reality. Mit viel Elan und Nervosität startete ich im März 2020 in ein Semester, das herausfordernd, anstrengend, dynamisch und prägend sein sollte …
Was habe ich gemacht? Mich selbst auch als Lernenden gezeigt! Und ich habe die Interaktion mit Studierenden gesucht und sie die Veranstaltungen aktiv mitgestalten lassen. Die von mir für die ersten Vorlesungen angebotenen Dinge – eine eigens entwickelte App, zusätzliche Übungsblätter, neue Online-Selbsttests, Kanäle für Sprech- stunden, ein YouTube-Kanal etc. – wurden getestet, diskutiert und weiterentwickelt. In meiner Vorlesung „Wissen- schaftliches Arbeiten“ habe ich das dann auch als Beispiel für methodisches Vorgehen herangezogen.
Was war erfolgreicher als gedacht? Es entstand in allen (!) Veranstaltungen ein intensiver Dialog, der mich teils viel Kraft gekostet hat. Aber die Studierenden haben gemerkt, dass ich auf ihre Bedürfnisse eingehe, Dinge auspro- biere und darüber rede. Das hat für Transparenz gesorgt. Mein YouTube-Kanal wurde unglaublich gut angenom- men. Ich habe sogar Nachrichten und Lob von Studierenden anderer Hochschulen erhalten, was mich wahnsinnig freut. Die Klausuren – alles als eKlausur@home angeboten – fielen gut und wie in den Präsenzsemestern aus.
Welche neuen Möglichkeiten wurden aufgezeigt? Gerade in der Erstsemestervorlesung „Grundlagen der Kon- struktion“ hatte ich das Gefühl, das räumliche Vorstellungsvermögen unterstützen zu müssen – aus der Ferne kein leichtes Unterfangen. Am Ende steht nun eine eigens entwickelte App, die die gesamte Veranstaltung begleitet – vom Skript über Videos bis hin zu virtuellen 3d-Anschauungsobjekten. Die App steckt noch in den Kinderschuhen, soll aber weiterentwickelt werden.
Wie habe ich die Studierenden erreicht? Durch direkte Ansprache, häufiges Nachfragen, mehrere Kommunikati- onskanäle und damit das Herabsetzen der Hemmschwelle. Außerdem durch Live-Umfragen via Classroom Response System, (anonyme) Selbsttests und viele weitere kleine Puzzleteile. Einige davon wurden aber auch gemeinsam aussortiert. Besonders freut mich, dass mich meine Studierenden mit drei und ganz unterschiedlichen Veranstaltungen für unseren Lehrpreis nominiert haben.
Was hat besser funktioniert als in Präsenz? Videos und Online-Selbsttests ermöglichen das Lernen im eigenen Tempo und mehr Flexibilität. Das Medium ist für mich aber nur unterstützender Träger der Lehrinhalte. Ich bin sicher: Präsenz? Online? Die geschickte Mischung macht es aus.
Wirkung, Umsetzung & neue Ziele Es waren am Ende viele kleine Dinge, die ein für beide Seiten erfolgreiches Miteinander ermöglichten. Klar ist nun – HAW heißt auch online: persönlich und praxisorientiert. Beides ist unglaublich wichtig! Für das Rektorat darf ich nun eine Ar-
beitsgruppe leiten, um ein Zentrum für Lehren und Lernen
zu gründen. Es soll ab 2022 eine offene, experimentelle, innovative und aktive Lehr- und Lernkultur unterstützen, bei der Lehr- und Lernmethoden vorurteilsfrei nebeneinander- stehen und voneinander profitieren. Das wird herausfordernd und anstrengend. Die Nervosität ist auch wieder da. Aber das kenne ich ja … und wir machen das wieder als Team!
Sehr gerne stelle ich meine Ansätze zur Verfügung. Auf andere spannende Formate, neue Ideen und viele gute Anregungen freue ich mich sehr!