Dialog vor Ort und im Netz: Bürgerbeteiligung in öffentlichen Projekten funktioniert auch über digitale Kanäle
Seit 2015 befasst sich ein Projektteam der Technischen Hochschule Deggendorf damit, Bürger in der Dorf-, Stadt- und Regionalentwicklung stärker zu beteiligen. Digitale Medien sollen dazu beitragen, von regionalem Wissen zu profitieren, indem Bürger frühzeitig in die Planung eingebunden werden. In Amberg startete nun ein Projekt zur Sanierung eines Förderzentrums mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung. Das Schulkollegium soll von Anfang an die Planung des neuen Gebäudes begleiten, unterstützt von den Wissenschaftlern der TH Deggendorf.
Die Rupert-Egenberger Schule in Amberg muss generalsaniert werden. Da die Schülerschaft des Förderzentrums mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung besondere Herausforderungen an die räumlichen Gegebenheiten stellt, ist es den Verantwortlichen sehr wichtig zu erfahren, was die 150 Mitarbeiter der Schule am Gebäude verändern würden. Besonders ihre Erfahrungswerte aus dem Alltag sind relevant: Welche räumlichen Aspekte sind zum Beispiel für Schüler und Lehrkräfte wichtig oder wie lässt sich die Pflege in Lern- und Teamhäuser integrieren?
Am Mittwoch, 20. November fand in Amberg ein Fortbildungstag statt, den Melanie Piser und Sebastian Wöllmann begleiteten. Über die Internetseite https://pubinplan.th-deg.de unterstützen sie den Prozess der Mitarbeiterbefragungen digital. Die Grundrisse der Schule stehen dort online zur Verfügung, was den Austausch zwischen allen Beteiligten sehr erleichert, wie Melanie Piser erklärt: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rupert-Egenberger-Schule können über ein Tablet mit Internetverbindung ganz einfach auf unsere Plattform und damit direkt im Bauplan ihre Verbesserungsvorschläge eintragen.“ Alle Projektbeteiligten haben Zugriff auf das Feedback und können unmittelbar darauf eingehen. Kann ein Vorschlag nicht umgesetzt werden, bekommen die Ideengeber eine Rückmeldung. Umsetzbare Vorschläge werden in den Projektplan aufgenommen. Die Vorteile sehen die Wissenschaftler der TH Deggendorf vor allem im transparenten und umgehenden Austausch.
Name des Projekts an der TH Deggendorf ist Smart Landscapes, welches durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert und am Technologie Campus Freyung von Prof. Dr. Roland Zink betreut wird. Es evaluiert verschiedene Strategien der Bürgerbeteiligung und greift Ergebnisse des Projekts PUBinPLAN (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung) auf. Darin wurde eine gleichnamige digitale Partizipationsplattform entwickelt, um Bürger mit ihrer hohen Regionalkompetenz anhand digitaler Medien und innovativer Formen der kooperativen Informationsgenerierung frühzeitig in Planungsabläufe einzubeziehen und sie nicht erst im Nachgang über ein Projekt urteilen zu lassen. Diese Plattform steht unter der Adresse https://pubinplan.th-deg.de/ zur Verfügung. Im Rahmen von zwei Dissertationen wird der wissenschaftlichen Frage nachgegangen, inwiefern digitale partizipative Strategien und Applikationen zur Bürgerbeteiligung eine nachhaltige Wirkung zur Gestaltung ländlicher Räume entfalten.
Foto: THD